Alzey - im Herzen Rheinhessen

3. Alzeyer Gesundheits- und Pflegedialog: interessant und lehrreich

Karl-Josef Laumann, MdB, spricht über drängende Fragen und Probleme


Der 3. Alzeyer Gesundheits- und Pflegedialog, der sich sowohl an die Ärzteschaft, das Pflegepersonal als auch an uns alle als ganz normale Bürger und Patienten richtet, stand diesmal unter dem Thema: „Der Patient im Interessenskonflikt zwischen Ethik und Monetik." Die Veranstaltung war eine Gemeinschaftsaktion des CDU Stadtverbandes und der CDA (Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft).

Dieses Thema kommt nicht von ungefähr, wenn man aktuell Schlagzeilen lesen muss wie „Patientenwohl gefährdet"  und „Kostendruck gefährdet Patienten".
Als ausgewiesenen Experten in diesem Themenbereich und Kenner der Gesundheitsversorgungs- und Pflegesituation konnte in diesem Jahr der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Karl-Josef Laumann gewonnen werden.

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Nach der Begrüßung der Gäste, darunter auch unser Bundestagsabgeordneter Jan Metzler und der Landtagsabgeordnete Adolf Kessel, im Weinhotel Kaisergarten durch die stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende Astrid Stork und einer kurzen Einführung ins Thema durch Dr. Michael Vorbeck konnte Laumann direkt ins Thema einsteigen.

Seine Ausführungen wurden immer wieder durch Applaus aus dem Publikum begleitet und brachten so manchen Zuhörer zum Nachdenken. „Wir brauchen mehr Personal und vor allem eine leistungsgerechte Bezahlung, denn gesundheitspolitische Leistungen dürfen nicht eine Frage der reinen Wirtschaftlichkeit sein!“ mahnte Laumann.

Dabei sei in unserem Gesundheitssystem schon viel Positives geschehen, denn wer früher nicht versichert war und kein Geld für die Krankenkasse hatte, der wurde nicht behandelt. Heute jedoch haben alle Bürger Zugang. Selbst wenn jemand aus der Krankenkasse (KK) gekündigt wird, habe man ein Recht auf Behandlung und einen Zugang zum Gesundheitssystem.

Wichtig ist Laumann dabei, dass darauf geachtet wird, da die, die gesundheitspolitische Verantwortung tragen, die Patientenverantwortung als ihr wichtigstes Credo ansehen. „Dabei scheinen viele leider die Transparenz zu scheuen, wie der Teufel das Weihwasser“, bemängelte Laumann. In Zeiten der digitalen Welt sei es doch ein Unding, dass Patienten noch mit Papierrezepten zur Apotheke geschickt würden oder dass Patienten vehement auf die Herausgabe ihrer Krankendaten/-akten drängen müssten. „Es ist die Akte des Patienten und man hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie z.B. eine Operation durchgeführt wurde“ ist sich Laumann sicher. Dafür benötigt es gerade in Zeiten immer aufgeklärterer Bürger (z.B. durch das Internet) ein Arzt-Patientengespräch auf Augenhöhe.

Desweiteren setzt sich Laumann dafür ein, dass die Krankenkassenkarte auch z.B. die verordneten Medikamente speichert (Medikamentenpass), damit sowohl Arzt als auch Apotheker erkennen könnten, ob es negative Wechselwirkungen durch die verabreichten Medikamente geben könnte. Ebenso sei der Krankheitsverlauf eine wichtige Information für alle behandelnden Ärzte. „Dafür benötigt es aber eben einer Transparenz, die ein Teil der Funktionäre im Gesundheitssystem – und damit meine ich nicht die behandelnden Ärzte – zu verhindern versucht.“, so Laumann.

Die Bundesregierung habe 2015 mit dem Krankenhausstrukturgesetz eine Vorgabe geschaffen, so dass z.B. die Qualität der Krankenhäuser ein Instrument für die Landeskrankenhauspolitik darstelle müsse. Bis heute jedoch werde das Gesetz in den Bundesländern nicht konsequent umgesetzt. „Die Qualität eines Krankenhauses muss doch entscheidender sein als die räumliche Nähe!“, stellte Laumann fest.

Grundsätzlich sei es so, dass die Länder die Unterhaltung der Krankenhäuser trage müssen, während die Krankenkassen für das Personal und die Versorgung aufkommen. Somit sei jeder Krankenhausdirektor gezwungen, zu sparen und letztlich würden die Krankenhäuser in nahezu allen Bundesländern vernachlässigt. Krankenhäuser mit mehr Pflegepersonal stehe lt. Gesetz mehr Geld zu als Krankenhäusern mit nur wenig Personal. „Das ist der richtige Weg, denn die Pflege des Patienten und die verträgliche Arbeitsbelastung des Personals muss im Vordergrund stehen!“ mahnte Laumann.

In der anschließenden Diskussion blieb den Zuhören genügend Raum, um Fragen zu stellen bzw. ihre Erfahrungen darzulegen.

Eine gelungene Veranstaltung mit einem brandaktuellen Thema, die am Ende in einer von Petra Brand moderierten kleinen Weinprobe mündete. Und dass guter Rheinhessenwein auch von Bundespolitikern nicht verschmäht wird, konnte an der entspannten Situation abgelesen werden.